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  Synagoge (früher) 19.05.2024 04:29 (UTC)
   
 

Geschichte der Synagoge

Die ehemalige Synagoge Meisenheim,

zählt zu den größten und künstlerisch anspruchsvollsten erhaltenen Synagogengebäuden in Rheinland-Pfalz.
Deshalb verdient sie besondere Beachtung im Land an Nahe und Glan. 

Der stattliche Synagogenbau –von Architekt Heinrich Krausch entworfen- entstand in den Jahren 1844-66  an der städtischen Bleiche ( heute:Saarstraße 3), da die alte Synagoge, 1808 in der Lauergasse erbaut, zu klein geworden war.

Nach 2 jähriger Bauzeit wurde der repräsentative Bau am 3.8.1866 feierlich eingeweiht.

Die Baukosten beliefen sich 15200 Gulden.

Der Homburger Landgraf Ferdinand stiftete 500 Gulden, weitere Mittel brachte die Gemeinde auf durch Sammlungen und eine genehmigte Verlosung.

Entstanden war nach dem Vorbild der Frankfurter Hauptsynagoge (1860) ein ansehnlicher Rechteckbau aus gelblichem Sandstein.

Über dem Portal in der östlichen Hauptfassade wird 4.Mose 24,5 zitiert:
„Wie lieblich sind deine Zelte Jakob, deine Wohnungen Israel“.

Die Giebelwand flankieren zwei dreigeschossige Türme, deren Bekrönung heute nicht mehr vorhanden ist.
Im Innern trugen Sandsteinpfeiler die Frauenemporen an beiden Längsseiten und der westlichen Schmalseite, dadurch wirkte der Innenraum 3 schiffig. Die Emporen wurden über das Portal an der Bleiche(Saarstraße) erreicht. Der Haupportal für die Männer lag auf der westlichen Rückseite des Gebäudes.
Der Aaron für die Thorarollen befand sich im Erdgeschoss an der östlichen Schmalseite, unterhalb des 2 bahnigen Fensters.
Bis auf den Historismus der romanisierenden runden Fensterbögen sind die Proportionen und der Aufriß des Gebäudes spätklassizistisch  empfunden.
Die Synagoge konkurriert bewußt mit den christlichen Kirchen Meisenheims und bildet mit Ihnen im Stadtbild eine Achse:
(Synagoge, Franziskanerkloster,Lutherische Kirche, Schlosskirche)

Die Synagoge verfügte über 160 Sitzplätze.

Es gab 6 Pulte für Gebetbücher, 6 Thorarollen, silberne Altarleuchter,Thoraschmuck, eine Orgel und eine stattliche Bibliothek.
Auch einen Synagogalchor ist 1882 belegt.
Insgesamt ist das stattliche Synagogengebäude im Stadtbild von Meisenheim ein Beleg für die Toleranz und die religiöse Gleichberechtigung der Konfessionen des 19. Jahrhunderts(Juden, Katholiken, Lutheraner und Reformierte)
Dem 20. Jahrhundert sollte mit dem barbarischen Rückfall in Ausgrenzung, Stigmatisierung und Verfolgung der Mitbürger jüdischen Glaubens seinen traurigen Höhepunkt in der Geschichte zufallen.

August Kopp bezeugt in seinem Buch über die Dorfjuden der Nordpfalz am Beispiel von Alsenz den Anteil der jüdischen Mitbürger am Werden und Wachsen der Gemeinde Alsenz. Die systematische Verfolgung, Enteignung, Vertreibung und Ausrottung des jüdischen Bevölkerungsteils bezeichnet er als„einen Akt unverständlicher Selbstverstümmelung“.
Die Geschehnisse liefen –wie bereits geschildert- überall im Land nach gleichem Muster ab.
Auch im kleinen Meisenheim gab es mit der Machtergreifung der NSAP 1933 den Boykott jüdischer Geschäfte.

SA und Stahlhelm Leute beschlagnahmten am 10.4.33 sämtliche Schächtermesser der Meisenheimer Juden. Am 26.4. gegen 21 Uhr wurden Getreidehändler Hugo Weil und Weinhändler Julius Levy in Schutzhaft genommen. Am 7.August 33 wurde der Vieh- und Getreidegroßhändler Felix Kaufmann inhaftiert. Juden wurden schrittweise aus dem öffentlichen und kulturellen Leben verdrängt. Am 6.Juni 33 lebten nur noch 38 Juden in Meisenheim.

1936 hing ein großes weißes Fahnentuch am Untertor mit der Aufschrift: Juden sind hier unerwünscht.

In der Pogromnacht am 9.11.38 wurde auch die Synagoge von einem SA-Rollkommando

aus Alsenz demoliert: Türen, Fenster, große Teile der Empore wurden zertrümmert. Kultgegegnstände wurden geplündert und vernichtet.

Das gelegte Feuer wurde zwar durch Brandmeister Cörper bald wieder gelöscht, der gegenüber der SA darauf  beharrte, daß er seiner Dienstpflicht nachzukommen habe.

Man ließ ihn gewähren, aber wohl auch, weil man ein Übergreifen auf das unmittelbar angrenzende SA-Heim, „Karl Schworm“, befürchtete.Was nun?Die erneute Wiederherstellung und Nutzung war untersagt.Eine jüdische Gemeinde gab es nicht mehr.Im Juni 1939  beschloss der Stadtrat den Ankauf der Synagoge ,um den von privater Seite geplanten Abriß zu verhüten und die Räume öffentlichen Zwecken zuzuführen.

Die Einrichtung einer städtischen Turnhalle und die Unterbringung von Geräten der Feuerlöschpolizei. Werden als mögliche Zwecke benannt. Durch eine bauliche Veränderung der Außenfassade soll das Gebäude dem Stadtbild angepaßt werden.

Da keine Mittel zur Verfügung stehen soll das Gebäude einstweilen für gewerbliche Zwecke genutzt werden.

Die Abtragung des Obergeschosses der Ecktürme der Fassade geschah im Jahr 1940.Sie sollte durch die Ansicht eines großen Dreieckgiebels dem Gebäude nun eine mehr romanisierende Optik verleihen.Bis 1945 wird das Gebäude industriell genutzt.1951 wurde das Gebäude in trostlosem Zustand an den Rechtsträger jüdische Kultusgemeinde zurückgegeben.

Sie veräußerte 1952 das Gebäude an den 1946 heimgekehrten Unternehmer Otto David, der es zum Lagerhaus für Futtermittel und Getreide und Dünger umbaute.

Er zog zwei Zwischendecken ein und installierte eine Mischfutteranlage nebst Getreiderutsche.

Otto David bezeichnet das Gebäude fortan als Lagerhaus 2.

Nach dem Niedergang der Firma geht das Gebäude in den 70iger Jahren über in den Besitz des Wiesbadener Bauunternehmers Stein, der es für 150 Tausend DM als Abrissmasse erstanden hatte, um dort einen Supermarkt zu errichten.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Copyright 2009 Marc Heimann
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