Haus der Begegnung  
 
  Jüdisches Leben Meisenheim 19.05.2024 03:48 (UTC)
   
 

Jüdisches Leben in Meisenheim allgemein

In Meisenheim wurde 1551 zum ersten Mal ein Jude erwähnt:

(Mose verkauft ein Haus in der Schweinsgasse an Peter Vischer)

Aus Urkunde ergibt sich, daß also bereits vor 1551 Juden in Meisenheim gelebt haben müssen.

(1315 verleiht Ludwig der Bayer die Stadtrechte an Meisenheim-

1410 kommt die Grafschaft Veldenz unter die Herrschaft der Wittelsbacher in Zweibrücken) 

Infolge einer verheerenden  Pest-Epedemie im 14 Jahrhundert kam es zu einem blutigen Judenpogrom. Die christliche Bevölkerung machte die Juden für den „schwarzen Tod“ verantwortlich.

Vermutlich waren die Juden wegen der Einhaltung ihrer religiösen Hygienevorschriften weniger von der Seuche heimgesucht als ihre christlichen Nachbarn. Brutale Verfolgung, Ermordung und Vertreibung waren die schreckliche Folge. 

Der.Sponheimer Abt Trithemius schreibt in seinen Chronica insignia duo ( Frankfurt 1601) über den Pogrom des Jahres 1349:

„Eine traurige und beklagenswerte Pestseuche wütete ...weit und breit alle Provinzen überziehend...innerhalb von 3 Jahren, so daß die Hälfte der Menschheit auf dem gesamten Erdkreis nicht am Leben geblieben ist....Es starben ...in dieser Zeit in der Stadt Creutzenacht, die ja nicht so groß ist, mehr als 1600 Menschen, in Mainz mehr als 6000 Menschen, so daß sowohl dort wie in Erfurt und anderen Städten einmal am einem Tage 3000 in einen Graben gelegt wurden, so wie sie der Reihe nach vernichtet worden waren....Der Grund für dieses Unglück ist bei den Juden gesucht worden, weil sie Quellen und die Luft vergiftet hätten,daher ist eine schreckliche Verfolgung gegen sie durch die Christen erfolgt. Denn in verschiedenen Teilen der Welt wurden sie in schrecklicher Weise erwürgt, andere ins Wasser geworfen, andere ertränkt, andere geköpft, andere verbrannt, andere mit Schwertern und Lanzen durchbohrt und andere auf verschiedenste Weise getötet. Das alles, weil eine solche Einschätzung unter den Christen gegen die Juden verbreitet worden ist.“

Von den Kreuznacher Juden überlebten einige Vermögende  nur weil Graf Walram von Sponheim und andere Adelige z.B. Wildgraf Johann von Dhaun ihre schützende Hand über sie gehalten hatten.

1383 wird „Gotschalk, Bürger zu Cruczenach“ genannt als Bankier von Fürsten und Reichsstädten. Er leiht 1397 dem Rat zu Frankfurt 600 Gulden,dem Mainzer Erzbischof Johann II von Nassau leiht er 3 Jahre später 1000 Gulden. Sein Reichtum schuf Begehrlichkeiten. Simon III. von Sponheim nahm ihn und seine Familie in Geiselhaft.

Erst gegen die Auslösesumme von 14000 Gulden wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt. 

Nach der schlimmen Zäsur der Pestverfolgung war die Kreuznacher Gemeinde so sehr dezimiert, das zeitweise nicht einmal die Mindestzahl von 10 erwachsenen Männern für den Synagogengottesdienst erreicht werden konnte. 

Von Luthers Abneigung gegen die unbelehrbaren Juden, die sich der Taufe widersetzen, beeinflußt legt Herzog Wolfgang von Pfalz Zweibrücken ins einem Testament für seine Nachkommen fest: „daß ihr keiner einen Juden oder Judengenossen in sein Gebiet wieder einkommen lasse...“ (Staatsarchiv München)

Aber schon 1617 war Herzog Johann II den Juden gegenüber wieder toleranter.

Er gab 12 Juden die Erlaubnis im Herzogtum „zu reisen, doch sollte keiner sich mit häuslicher Wohnung in unserem Fürstentum niederschlagen“(Dörr,S.15)

Im kurpfälzischen Kreuznach gab es 1677 wieder 17 jüdische Haushaltungen mit über 100 Personen mosaischen Glaubens.1775 sind es 31 jüdische Familien mit etwa 150 Seelen. 

Nach dem 30jährigen Krieg waren in Meisenheim wieder 2 Judenfamilien zugelassen.

Jetzt war auch der Viehhandel für jüdische Geschäftsleute offen. Auch der Wiederaufbau der darniederliegenden Landwirtschaft bot jüdischen Geldverleihern ein weites Feld, da Christen das Zinsnehmen verboten war.

Als 1681 das Herzogtum Zweibrücken unter schwedische Oberhoheit kam, erfuhren Juden

deutlich freundlichere Beachtung.

1699 wurde den Juden im Amt Meisenheim gestattet ,Streitigkeit untereinander selbst durch einen Judenschultheiß zu regeln. Dieser hatte eine Personenstandsliste aller Juden zu führen. Ein solches Register gibt es für Meisenheim bereits 1693.

1714-1792 führen das Amt:    
Isaac Meyer aus Odernheim( 1748-61)

 Salomon Meyer (Marum) aus Odenbach (1761-92) 

Der älteste Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof in der Gemarkung zwischen Meisenheim und Rehborn nennt das Jahr 1725.Die Erweiterung des Friedhofs erfolgte 1859. 

Anfang des 18.Jahrhunderts unter Herzog Gustav  Samuel von Zweibrücken-Kleeburg schwand die Toleranz gegenüber den Juden.

1743 wurden ihnen Kreditgeschäfte verboten.

Juden, die kein Schutzgeld zahlten wurden ausgewiesen. 

Die französische Revolution brachte mit ihrem Einsatz für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die entscheidende bevölkerungspolitische Wende. 

Das Emanzipationsdekret vom 13.11.1791 verfügte nun auch für die Juden das volle Bürgerrecht. Die neuen Rechte waren allerdings auch an Pflichten gekoppelt. 

Am 20.09.1792 erfolgte die Verstaatlichung des Personenstandswesens mit Beurkundung von Geburt, Eheschließung und Tod. 

Das Edikt vom 1.April 1803(1.Germinal XI) ließ „nur allein die in den verschiedenen Kalendern gebräuchlichen Namen, und die der bekannten großen Männer der alten Geschichte als Vornamen“ zu und  zwang nun auch die jüdische Bevölkerung eindeutige Familiennamen anzunehmen. Bislang hatten die Juden nur Abstammungsnamen. 

Das Jahr 1808 brachte 3 weitere wesentliche Gesetze, die auf die Angleichung der jüdischen an die christlichen Lebensverhältnisse zielten:

1.Napoleon  verfügte mit dem „decret infame“für 10 Jahre wieder Einschränkungen bezüglich der Freizügigkeit der Berufsausübung. Die Reglementierung zielte darauf ab, Juden ihrem traditionellen Berufsfeld, dem Handel, zu entfremden und sie stattdessen in der Landwirtschaft tätig sein zu lassen.
2.Religion und Kultus wurden strukturell in Analogie zur protestantischen Kirche neu geordnet.
3.Und im Gesetz vom 20.7.1808  erließ Napoleon das Dekret bezüglich der Juden im Kaiserreich“, das für das Namenswesen der Juden eine am christlichen Muster orientierte Ordnung erließ.

Infolgedessen meldeten sich nun auch in Meisenheim die Juden beim Bürgermeister, um die befohlene Namensänderung umzusetzen. Das „Judenbuch“ des Standesamtes enthält 161 Einträge auf 26 Seiten. Es wurde vom damaligen Bürgermeister Hellermann  am 31.10.1808 angelegt „ um darin die neuen Vornamen und Familiennamen der Juden in Meisenheim einzutragen. Die Eintragung wurde am 5.11.1808 angeschlossen.“
Beispiel:

„Vor uns, dem Bürgermeister von Meisenheim, Kanton Meisenheim, Bezirk Birkenfeld, Departement Saar, ist heute Isaak Israel, wohnhaft in Meisenheim, erschienen und hat beantragt, den Familiennamen Dahl und den Vornamen Isaak anzunehmen, und hat mit uns am 31. Oktober 1808 unterzeichnet."

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Copyright 2009 Marc Heimann
Heute waren schon 1 Besucher (1 Hits) hier!
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden